Rückblick 2013

3. Jahrestagung Innovationsforum Energie
14. und 15. März 2013 | Zürich, Schweiz

Smart Grids | Energieeffizienz | Energiedienstleistungen | Geschäftsmodelle

Mit über 130 Teilnehmenden war die Veranstaltung bestens besucht. Gegenüber 2012 hat sich insbesondere aufgrund des neu eingeführten Parallelforums „innovative Lösungen für kleine und mittelgrosse EVU“ die Anzahl an Teilnehmenden aus regionalen Versorgungsunternehmen erheblich gesteigert. Die Tagung hat somit ihren Stellenwert als Pflichttermin für Marktakteure und Entscheidungsträger aus Energiewirtschaft, Industrie und Forschung in der Schweiz eindrücklich gefestigt.

Im Fokus standen die Themen Smart Grids, Energiespeicher und Energieeffizienz sowie darauf aufbauende innovative Geschäftsmodelle. Zu den verschiedenen Themengebieten war eine Vielzahl hochkarätiger Referenten geladen, um von ihren Erfahrungen zu berichten und über verschiedene Lösungen der Herausforderungen im Energiesektor zu diskutieren.

Während des Events zeigte sich, dass die konkreten Entwicklungen von Smart Grids in Europa und der Schweiz sowie die technischen Konsequenzen und Lösungen weiterhin viel Diskussionsstoff liefern. Ein Highlight war der Beitrag zur exergetischen und wirtschaftlichen Optimierung von Nahenergiesystemen. Aber auch die Einbindung von dezentraler Erzeugung und intelligente Ortsnetzstationen stiessen auf reges Interesse. Im Forum für kleine und mittelgrosse Versorger wurden vor allem die Themen Verhalten im Marktumfeld, selbständig bleiben durch Kooperationen und neue Beschaffungsstrategien heiss diskutiert.

Der Moderator, Dr. Bernd Kiefer, Geschäftsführer und Partner von Fichtner Management Consulting, Zürich, brachte die praxisrelevanten Erkenntnisse für die Schweizer EVU wie folgt auf den Punkt:

  1. Smart Grid: Dieser Begriff, der lange wenig konkret war, konkretisiert sich. Für Schweizer Verteilnetzbetreiber, die sich Gedanken machen über ihre Zielnetzplanung, zeichnen sich konkrete technische Lösungen ab. Sie können von den Herausforderungen und Erfahrungen süddeutscher Kollegen profitieren, welche durch die Integration dezentraler Erzeugung schon längere Zeit gefordert sind.
  2. Dezentrale Batteriespeicher: In diesem Segment ist eine äusserst spannende Entwicklung zu beobachten, denn die grossen Batteriehersteller stellen Lösungen für die dezentrale Energiespeicherung auf Ebene Einfamilienhaus vor. Die Zukunft dürfte im Bereich Speicherung einen Wettbewerb der Technologien mit sich bringen. Hierbei ist noch vollkommen offen, wie mit der Tatsache umgegangen wird, dass den EVU Erträge im Energievertrieb und bei den Netzen wegfallen, wenn Haushalte einen zunehmenden Anteil ihres Stromkonsums selbst decken. Angesichts der tiefen Strompreise in der Schweiz sind hier die dezentralen Speichersysteme mittelfristig noch nicht wettbewerbsfähig, anders dürfte es jedoch in den umliegenden europäischen Ländern aussehen.
  3. Effizienzvorschriften für EVU: Auch Schweizer EVU dürften mittelfristig mit Stromeffizienzvorgaben konfrontiert werden. Bei der Umsetzung von Geschäftsmodellen zeigt sich ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz: Geschäftsmodelle für Energieeffizienzmassnahmen kranken bei deutschen EVU an der Tatsache, dass die margenträchtigen Wertschöpfungsstufen, nämlich die Umsetzung von Massnahmen in der Regel beim Gewerbe liegen. In der Schweiz dagegen besitzen viele EVU eigene Elektroinstallationsabteilungen oder Tochtergesellschaften, für die diese neuen Geschäftsfelder eine Chance darstellen.
  4. Nah-Energieverbünde: In den urbanen Zentren der Schweiz ist eine äusserst spannende Entwicklung bei Energieverbünden (Kälte und Wärme) zu beobachten. Konzeptionell entfernt man sich von den klassischen Fernwärmenetzen; zunehmend integriert man die verschiedensten Wärme- und Kältesenken sowie -quellen auf relativ geringem Temperaturniveau. Überraschend ist hier, dass gerade auch private Immobilienentwickler den Takt vorgeben und die EVU als Auftragnehmer fachlich fordern. Besonders für Querverbundunternehmen bieten sich in diesem Segment zukünftig attraktive neue Geschäftsfelder und Wachstumsmöglichkeiten.
  5. Strombeschaffung: Mit zehnjähriger Verzögerung beginnt der Wettbewerb um die grossen Endverbraucher und um die kleinen Endverteiler in der Schweiz. Angesichts der extremen Fragmentierung des Marktes auf Ebene Endverteiler (rund 800 Netzbetreiber), sind besonders die kleinen und kleinsten Endverteiler plötzlich mit den Markterfordernissen konfrontiert. Kooperative Lösungen zur freien Strombeschaffung im Markt und zum Energievertrieb zeichnen sich ab, welche wiederum die traditionellen Vorlieferanten fordern, entsprechende Dienstleistungen anzubieten. Die klassischen Strukturen, welche nun über hundert Jahre Bestand hatten, sind plötzlich fundamental in Frage gestellt. Lösungen sind in ersten Ansätzen zu erkennen, doch tun sich gerade die grossen Vorlieferanten schwer, ihre Strukturen auf die Bedürfnisse der Endverteiler auszurichten. Dies ist nicht erstaunlich, da sie durch die postulierte Energiewende auf praktisch allen Wertschöpfungsstufen mit Herausforderungen konfrontiert sind.

Nicht zuletzt die produktiven Diskussionen über verschiedene Lösungen für die Zukunft, das ausgezeichnete Networking sowie die sehr gute Stimmung aller Teilnehmenden und Referenten rundeten den Erfolg der Tagung ab.

Themenschwerpunkte der 3. Jahrestagung waren:

  1. Smart Grid konkret – Entwicklungen in Europa und der Schweiz
  2. Grossformatige und dezentrale Energiespeichersysteme
  3. Energieeffizienz – Rolle der Versorger und neue Geschäftsmodelle
  4. Kraftwerkspark der Zukunft mit neuen erneuerbaren Energien
  5. Norwegen – Europas grüne Batterie der Zukunft?
  6. Geschäftsmodelle für Smart Grid und dezentrale Erzeugung
  7. Wettbewerbsvorteile im Querverbund
  8. Energiebeschaffungsstrategien für die Zukunft – Alternative Beschaffungsmöglichkeiten für EVU


Folgende Referenten haben auf der 3. Jahrestagung mitgewirkt:

  1. Willi Aggeler, Geschäftsführer, SWiBi AG
  2. Christof Bucher, Projektleiter, Basler & Hofmann AG
  3. Rolf de Pietro, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Werke am Zürichsee AG
  4. Samuel Enggist, Geschäftsführer, Repartner Produktions AG, Leiter Markt und Vertrieb Schweiz und Mitglied der Geschäftsleitung, Repower Schweiz
  5. Christian Erb, Fachbereichsleiter Gebäudetechnik und Nachhaltigkeit, Halter Entwicklungen, Zürich
  6. Beat Gassmann, Direktor, Industrielle Betriebe Kloten AG
  7. Werner Geiger, Kommissionsmitglied, ElCom
  8. Arne Kähler, Geschäftsführer, enera ag
  9. Dr.-Ing. Horst Kesselmeier, Vice President Project Development, Statkraft Markets GmbH
  10. Dr. Bernd Kiefer, Geschäftsführer und Partner, Fichtner Management Consulting AG Schweiz
  11. Dr. Achim Kötzle, Geschäftsführer Energiewirtschaft, Stadtwerke Tübingen GmbH
  12. Prof. Dr. Jochen Kreusel, Leiter des Konzernprogramms Smart Grids, ABB Group
  13. Dr. Claire-Michelle Loock, Head of Client Solutions, BEN Energy AG
  14. Carsten Petersdorff, Regional Director DACH und Geschäftsführer, Ecofys Germany GmbH
  15. Bruno Peterer, Geschäftsführer, Youtility
  16. Dr. Alain Schenk, Leiter Asset Management, BKW FMB Energie AG
  17. Dr. Johannes Schimmel, Geschäftsleiter, Swisspower Services AG
  18. Holger Schuh, Geschäftsführer, Saft Batterien GmbH
  19. Thomas Semmelmann, Vice President Energy, Schneider Electric Schweiz
  20. Dr. Christoph Sutter, Mitglied der Geschäftsleitung, Axpo Power AG
  21. Christoph Valentien, Manager, Fichtner Management Consulting AG
  22. Marc Vogel, Senior Manager Marktprodukte & Analysen, swissgrid ag
  23. Matthias Voigt, Berater, Fichtner Management Consulting AG Schweiz
  24. Dr. Thomas Weber, Leiter Netzplanung, Schneider Electric Deutschland
     

Impressionen 2013

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